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Künstliche Intelligenz & Menschenbild

Künstliche Intelligenz und Menschenbild

Jüdische und christliche Perspektiven

«Künstliche Intelligenz – bei dem Thema bin ich persönlich sehr pessimistisch; so beknackt und maßlos der Mensch ist, so wenig Chancen sehe ich, daß wir dieses Spiel mit der KI als Spezies überleben werden. Die bald wohl auftauchenden Hybriden werden uns Menschen vermutlich mal abschaffen, bzw. uns braucht’s nicht mehr.»

Künstliche Intelligenz (KI) ist heute in sehr vielen Bereichen bereits den Leistungen von Menschen weit überlegen. Dies löst Befürchtungen aus. Besonders in Gestalt humanoider (= menschenähnlicher) Roboter ruft KI scharfe Ablehnungen, Irritationen und Ängste, aber auch Euphorie hervor. Einerseits herrscht Angst, dass «diese Kreaturen genauso geschickt oder sogar noch geschickter sind als wir», oder dass sie sich gegen ihre menschlichen AnwenderInnen stellen. Andererseits gibt es auch Euphorie, dass durch KI eine neue Spezies entsteht, die körperliche Hinfälligkeit, moralische Instabilität und andere menschlichen Schwächen überwunden hat.

Religion und Philosophie haben auch die Aufgabe, Entwicklungen der heutigen Welt im Licht des Glaubens zu deuten und damit gläubigen Menschen Interpretationen zur Verfügung zu stellen. Dies betrifft auch die Entwicklung von KI und humanoiden Robotern und ihrer zunehmenden Ähnlichkeit mit dem Menschen selbst.

Während die Philosophie eher danach fragt, ob ein künstlich nachempfundenes, technisch realisiertes und programmiertes System überhaupt dem Menschen ähnlich ist, lautet die religiöse Frage: Verändert sich durch KI das Verhältnis des Menschen zu seinem eigenen Schöpfer und zu seinem «Geschöpf»? Entspricht der Mensch seiner Bestimmung, wenn er versucht, menschenähnliche Intelligenz zu schaffen? Oder stellt er sich ungerechtfertigt seinem Schöpfer gleich? Nähert er sich Gott an – oder geht er in die Irre?

Beobachtung zeigen, dass sich Menschen mit einem christlichen Hintergrund, insbesondere in Europa, mit der Entwicklung humanoider Roboter schwertun und eine Reihe von Vorbehalten haben. In der japanischen Gesellschaft hingegen ist der Umgang mit humanoider KI – in Gestalt von Pflegerobotern, Servicerobotern oder solchen zu Unterhaltungszwecken – unbefangener. Und einige jüdische KI-Forscher in den USA und Israel nehmen in ihrer Arbeit Bezug auf die Erzählung über den Golem aus der osteuropäischen Tradition. Hier wird die Schaffung eines menschenähnlichen Wesens nicht als Schritt über eine Grenze hinaus (verstehen), die Gott gesetzt hat, oder gar als hochmütige Handlung bewertet, sondern «sie sehen die Konstruktion von Golems als Gebet.»

In dem Vortrag möchte ich diese verschiedenen religiösen Sichtweisen miteinander ins Gespräch bringen.

Panel mit der Theologin Ann-Katrin Gässlein

13:00 - 14:00

Samstag, 31.10.2020

Pfalzkeller

CB Teamfoto 7